Krankheit / Erkrankung | Leben / Lebenspraxis | Fr, 1. Januar 2010

Angst

Lesezeit: 6 Min.

Angst als Abwehrmechanismus

Durch Erziehung wird ein Kind dahin geführt, die besonderen Gefahren in seiner Umgebung zu erkennen, um entsprechend reagieren zu können. Jede schlimme Erfahrung, die wir machen, prägt unseren inneren Abwehrmechanismus - unser inneres Angstgefühl. Dadurch meiden wir ähnliche Situationen.

Wir können dem Schöpfer für diese innere Alarmanlage dankbar sein, denn sie bewahrt uns vor vielen unangenehmen oder sogar lebensbedrohlichen Situationen.

Furcht - Gottesfurcht

In der Bibel werden wir im Alten und Neuen Testament belehrt, dass ein Christ durch Gottesfurcht geprägt sein soll. Das ist keine Angst im normalen Sinn des Wortes, sondern bedeutet, dass wir Angst davor haben sollen, irgendetwas zu tun, was im Widerspruch zu Gott steht.

Hinzu kommt, dass Gott von uns eine respektvolle Einstellung in Bezug auf Personen und Sachen, die von Ihm erschaffen wurden, erwarten kann. Ein Schüler, der seinen Lehrer respektiert, achtet seine Autorität und richtet sich nach den entsprechenden Verhaltensregeln. Gleichzeitig hat der Schüler im Idealfall Vertrauen zu seinem Lehrer und umgekehrt.

Gott möchte, dass wir gerade Ihm gegenüber eine respektvolle Einstellung haben, seine Autorität für uns persönlich akzeptieren. Salomo sagt: „Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang“. Die Hebammen, die Mose aus dem Nil gezogen haben, „fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten zu ihnen gesagt hatte, und erhielten den Knaben am Leben“ (2. Mo 1,21).

Diese Gottesfurcht ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass der Mensch in Frieden leben kann und vor falschen Wegen bewahrt wird (vgl. Apg 9,31).

Angst überwinden

Kleine Kinder durchleben im Alter von etwa 7-8 Monaten eine Phase, in der sie vor jedem fremdeln, außer vor ihrer eigenen Mutter. Die Ursache dafür ist die unterscheidende Wahrnehmung des Kindes und das zunehmende Unterscheidungsvermögen von Gesichtern und Personen. In dieser Phase wundern sich oft die Väter und Großeltern und sagen: „Was hat das Kind nur?!“

Diese Phase des Fremdelns ist sehr wichtig, damit Kinder nicht ihre Vertrauensbeziehung zu ihrer Mutter auf jeden Menschen übertragen - was sehr gefährlich wäre. Andererseits muss in dieser Zeit die „falsche Angst“ in Bezug auf Vater und Großeltern (spielerisch) überwunden werden.

Dieses Beispiel zeigt, dass sich „falsche Angst“ einstellen kann, die überwunden werden kann und muss.

Arten von übermäßigen Ängsten

Ängste können sehr unterschiedliche Ausprägungen haben:

  •  Angst vor der Zukunft und vor Niederlagen
  •  Angst vor Veränderungen und unvorhersehbaren Ereignissen, „Schicksalsschlägen“
  •  Angst vor dem Alleinsein oder der Begegnung anderer Menschen
  •  Angst vor Verantwortung und Entscheidungen,
  •  Usw …

Die Liste könnte noch viel länger sein. In einem gewissen Maß sind diese Ängste ein guter Schutz. Treten diese Ängste aber in einem Übermaß auf, leidet die Seele darunter. Das kann bis hin zu Phobien führen, dass man sich nicht mehr auf die Straße traut oder andere Krankheiten wie Depressionen das Leben bestimmen. Oftmals sind es Veranlagungen, die zu solchen Folgen führen und die mit einem Medikament gut und zielführend behandelt werden können, ohne dass man zu einer Medikamentenabhängigkeit kommt.

Gott kennt alle diese Ängste und möchte jedem helfen, falsche Ängste zu überwinden.

Ursache: Sünde

So unterschiedlich übermäßige Ängste auch sein mögen, so lassen sie sich doch auf ein Kernproblem zurückführen. Der erste Mensch fürchtete sich, weil er „nackt war“ und versteckte sich (1. Mo 3,10). Die Ursache war der Ungehorsam und die Sünde Gott gegenüber. Die Sünde hat die ganze Welt durchsetzt, die Menschen leben in Angst und Schrecken. Das bedeutet nicht, dass jeder, der unter besonderen Angstzuständen lebt, in bestimmten, konkrete Sünden lebt. Die ganze Schöpfung seufzt unter den Folgen des Sündenfalls (Röm 8,22). Dadurch gibt es bei manchen Menschen Veranlagungen, die krankhafte Angstzustände leichter ermöglichen.

Andererseits ist Angst aber bei manchen Menschen auch Folge ihres Lebens ohne Gott. Die einen sind erfüllt von Rache und Zorn und versetzen ganze Völker in Terrorangst (1. Mo 42,21). Andere leben lange Zeit ohne Gott und geraten in Angst, wenn sie mit der Wahrheit konfrontiert werden (Dan 5,9). Der Apostel Paulus sagt: „Drangsal und Angst kommt über jede Seele eines Menschen, der das Böse vollbringt, … aber Herrlichkeit und Ehre und Frieden jedem, der das Gute wirkt“ (Röm 2,9.10).

Die Sünde kann ganz offensichtliche Formen annehmen, sie kann aber auch einfach darin bestehen, dass ein Mensch ohne Gott lebt.

Die Macht der Angst

Konkrete Sünde, ein Leben ohne Gott, falsche Erziehung und viele andere Formen der Sünde können dazu führen, dass Angst über einen Menschen Macht ausübt und ihn zur Verzweiflung führen kann. Das Entstehen falscher Angst kann zudem durch charakterliche Neigungen stark begünstigt werden. Die Angst beherrscht dann das Denken, Handeln und Empfinden des Menschen. Friede, Freude und Geborgenheit sind wie ausgelöscht, es zählt nur noch die Angst.

Niemand spricht gerne über seine Ängste. Verschweigt man sie jedoch, wird es noch schlimmer. Jeden Tag, jeden Monat bekommt die Angst noch mehr Macht und Einfluss über die Seele des Menschen. Wenn sich jemand das Bein bricht, geht er selbstverständlich zum Arzt. In gleicher Weise sollte man bei seelischen Problemen wie Ängsten zu jemand gehen, der sich auf diesem Gebiet auskennt.

Ängste können sich in körperlichen Symptomen wie Müdigkeit, Lustlosigkeit, organische oder nervliche Beschwerden bis hin zu Angstneurosen zeigen. Sie rauben den Lebensmut und können Selbstmordgedanken auslösen.

Andere Ursachen von Angst

Auch wenn der Sündenfall die Grundursache von Angst ist, wäre es fatal zu denken: Jede Angst hat in einer konkreten Sünde ihren Anlass und Grund. Es gibt Umstände, in die ein Mensch ohne eigene Schuld kommen kann, die furchtbare Ängste auslösen. Wenn jemand beispielsweise als Kind missbraucht worden ist, kann alles, was irgendwie mit den Umständen solcher Erfahrungen zusammenhängt, schlimme Ängste und Schocks auslösen. Dasselbe gilt, wenn man zum Beispiel schwierige Umstände in einem Aufzug erlebt hat – man war Kind, als dieser steckenblieb. Dass man dann eine Phobie entwickeln kann, ist ganz „natürlich“.

Darüber hinaus gibt es auch manche organischen Ursachen, die eine Person ängstlicher machen als andere. Wir müssen uns als „Beobachter“ somit hüten, bei jemand, der Ängste hat, irgendeine Sünde als Ursache zu vermuten. Damit können wir alles nur noch schlimmer machen.

Heilung

Je früher man Hilfe in Anspruch nimmt, desto schneller kann Heilung eintreten. Das gilt übrigens für beide „Arten“ von Ängsten, über die wir gesprochen haben. Bei anlassbezogenen „natürlichen“ Ängsten ist oftmals eine Verhaltenstherapie sehr hilfreich. Ängste vor „engen Räumen“, vor Aufzügen usw. können auf diese Weise sehr gut behandelt wereden. Wenn hier ein Seelsorger oder ein Ehepaar seelsorgerliche Begleitung leisten könnte, ist das außerordentlich nützlich. So weiß sich der Betroffene fachlich und geistlich in guten Händen.

Zudem gilt: Die Seele, die sich zu Gott wendet wird erkennen: „Du bist mein Hilfe gewesen“ (Ps. 27,9).

Jeder, der Gottes Worte annehmen möchte, hört Seine Stimme, die sagt: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; schaue nicht ängstlich umher, denn ich bin dein Gott; ich stärke dich, ja, ich helfe dir, ja, ich stütze dich mit der Rechten meiner Gerechtigkeit“ (Jes 41,10).

Bevor irgendwelche Schmerzmittel oder sonstige Medikamente genommen werden, sollte durch eingehende Gespräche mit einem Arzt festgestellt werden, ob und welche Medikamente erforderlich sind. Manchmal hilft es, dass die Lebensgrundeinstellung korrigiert wird, manchmal reichen pflanzliche Präparate aus, manchmal ist Hilfe eines gläubigen Arztes erforderlich. Es ist immer gut, in einem ersten Schritt mit einem gläubigen Seelsorger zu sprechen, der mit Gottes Hilfe und durch einen objektiveren Blick von außen leichter feststellen kann, ob die Ängste allein geistliche oder auch medizinische Ursachen haben. Es hat sich gezeigt, dass manchmal eine geringe Medikation eine erhebliche Erleichterung des Lebens bewirkt.

So gut die besten Medikamente auch sein mögen: Wenn die Beziehung zu Gott nicht stimmt, kommt das Problem in einer anderen Form wieder hoch.

Unser Wunsch ist für jeden, der unter Angst leidet, dass er Gott vertrauen und die Hilfe eines gläubigen Freundes annehmen kann.

Es gibt einen Ausweg (2. Kor 4,8)!

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