Kinderlosigkeit
Wir wissen, dass es auch in „biblischen“ Zeiten Kinderlosigkeit gab. Ganz bekannte Beispiele sind unter anderem Abraham und Sara, Isaak und seine Frau sowie Jakob und Rahel. Diese Beispiele können wir teilweise zur Nachahmung, teilweise aber auch als Warnung verstehen. Von Isaak und seiner Frau lesen wir: „Und Isaak bat den HERRN für seine Frau, denn sie war unfruchtbar; und der HERR ließ sich von ihm erbitten, und Reb., seine Frau, wurde schwanger“ (1. Mo 25,21). Dieses Ehepaar hatte offensichtlich lange Zeit auf Kinder gewartet. Und sie waren unglücklich darüber – was wir gut verstehen können. Das Mittel, das sie einsetzen, ist das Gebet.
Und in ihrem Fall lässt sich Gott erbitten und schenkt Nachwuchs. Welch eine Freude, wenn wir auch heute manchmal erleben, dass ein Ehepaar nach teilweise vielen Jahren auf einmal Nachwuchs bekommt.
Ob das nicht häufig eine Gebetserhörung auf langjähriges Flehen ist? Bei Jakob und Rahel sehen wir eine andere Haltung: „Und als Rahel sah, dass sie dem Jakob nicht gebar, da beneidete Rahel ihre Schwester und sprach zu Jakob: Gib mir Kinder! Und wenn nicht, so sterbe ich. Da entbrannte der Zorn Jakobs gegen Rahel, und er sprach: Bin ich an Gottes statt, der dir die Leibesfrucht versagt hat?“ (1. Mo 30,1.2). Jeder, der selbst auf Kinder warten muss (oder Kontakt zu Betroffenen hat), kann Rahels Traurigkeit gut verstehen. Hinzu kam hier ihre Konkurrenzsituation zu ihrer Schwester, der anderen Frau Jakobs. Eine solche unmittelbare Rivalität ist ja heute nicht mehr möglich – aber ob es nicht indirekt so etwas noch gibt? Aber anstatt zusammen mit Jakob zu Gott zu beten, streiten sich die beiden Ehepartner. Sicher weist Jakob zu Recht darauf hin, dass er nicht über Fruchtbarkeit zu entscheiden hat. Aber vielleicht sind wir als Mitgeschwister häufig wenig einfühlsam, wenn es um derartige Bedürfnisse und Nöte solcher kinderloser Ehepaare geht. Auch als Ehemann steht man in der Gefahr, die Gefühle der Ehefrau zu übergehen. Wir sollten als Geschwister zumindest Verständnis aufbringen und uns in Wort und Verhalten rücksichtsvoll verhalten.
Sowohl bei Jakob als auch bei Abraham finden wir, dass sie ein „Mittel“ anwenden, um die Kinderlosigkeit zu beenden. Sie taten es, ohne Gott befragt zu haben – so war es nicht zu ihrem Segen. Auch heute gibt es manche „technische“ Möglichkeiten. Jedes Ehepaar wird vor dem Herrn entscheiden, inwieweit ein solcher Weg den Segen des Herrn hat.
Wir wollen nicht vergessen: Gott weiß um unsere Nöte – auch um Kinderlosigkeit. Er verfolgt mit allem ein Ziel. Daher sollten wir darum beten, seinen Weg zu gehen, keinen eigenen, denn Er hält Ermunterungen bereit. Manchen Eltern ist beispielsweise Jesaja 54,1 zum Trost und zur Motivation gewesen. Vielleicht gibt es Aufgaben, die gerade ein kinderloses Ehepaar viel besser tun kann, weil es nicht durch Kinder gebunden ist. Auch ohne Kinder schenkt der Herr Freude und Friede im Herzen. Von Aquila und Priszilla lesen wir an keiner Stelle im Neuen Testament, dass sie Kinder gehabt hätten. Ein erfülltes und ausgefülltes Leben hatten sie allemal!
An vielen Orten dieser Welt warten Kinder darauf, Eltern zu bekommen. Sie sind Waisen oder werden ihren Eltern weggenommen, weil sie nicht richtig oder gut versorgt werden können. Vielleicht ist auch dies eine besondere Aufgabe für ein Ehepaar, dem der Herr bislang keine Kinder geschenkt hat. Als Außenstehender kann man nur außerordentlich schwer beurteilen, was der Weg des Herrn für andere ist. Die Wege unseres gütigen Herrn sind für jeden besonders. Dem einen Ehepaar schenkt er keine Kinder, damit sie ganz und direkt für Ihn tätig sind. Dem anderen schenkt Er nach Jahren der Prüfung Kinder. Oder Er möchte, dass ein Ehepaar Ihm einfach in den normalen Alltagssituationen dient.
Quelle: bibelseelsorge.de/a154.html