Ehe / Familie / Kinder | Sexualität | Fr, 1. Januar 2010

Selbstbefriedigung

Lesezeit: 8 Min.

Die meisten haben ein schlechtes Gewissen, wenn sie sich selbst befriedigen. Bedeutet das, dass es sich bei Selbstbefriedigung um eine Sünde handelt? Das wollen wir in diesem Beitrag untersuchen. Dass dabei Sensibilität und Zurückhaltung notwendig sind, wird jeder verstehen. Und dennoch ist es gut, derartige Probleme nicht zu verschweigen, sondern beim Namen zu nennen. Jeder einzelne sollte bedenken, dass Probleme nur gelöst werden können, wenn man sie anspricht und behandelt. Sprechen allein nützt jedoch nichts: Wir müssen uns ändern! Das können wir nur mit dem Herrn Jesus.

Definition und Ursachen

Was heißt Selbstbefriedigung? Es ist eine manipulativ, das heißt selbst herbeigeführte sexuelle Stimulation. Welche Hauptursachen gibt es für Selbstbefriedigung?

  1. Die Angst, dass der natürliche nächtliche Samenerguss (beim Mann) in einer unangenehmen Situation auftritt, z.B. während eines Aufenthaltes bei fremden Leuten.
  2. Eine rein äußere, biologische sexuelle Stimulation, die durch Erblicken einer attraktiven Person des anderen Geschlechtes (oder durch Reklame...) ausgelöst wird. Der sexuelle Drang wird so groß, dass man ihn stillen, das heißt befriedigen muss.
  3. Das „aktive“ Auseinandersetzen mit dem anderen Geschlecht durch primitive Literatur, pornographische Bilder, geistiges Vorstellen bestimmter Situationen („freie Gedankenspiele“) führt zu extremer Erregung.
  4. Müßiggang
  5. Enttäuschungen
  6. Einsamkeit

Während die ersten vier Ursachen vor allem bei Männern vorkommen, sind die letzten zwei bei Frauen relevant. Wie muss man diese Fälle nun beurteilen? Ist alles Sünde, oder gar nichts?

Sexualität - von Gott gegeben

Zunächst muss wohl klargestellt werden, dass uns die Bibel die Sexualität als etwas sehr Schönes darstellt - in der Ehe (vergleiche zum Beispiel das Hohelied und die Beziehung vieler Ehepaare in der Bibel). Außerhalb der Ehe werden sexuelle Beziehungen verworfen (vgl. z.B. 1. Mo 38; Spr 7; Röm 1,24fff; Heb 13,4).

Mit diesem Bewusstsein ist eine Beurteilung der Selbstbefriedigung sicherlich leichter. Ist die „ausgeübte“ Sexualität ein Vorwegnehmen ehelicher Vorrechte?

Beurteilung von Selbstbefriedigung

Das kann man bei der zuerst genannten Ursache nicht sagen. Hier geht es wohl eher um das Umgehen einer unangenehmen Situation, obwohl die Frage angebracht erscheint, ob es sich nicht um einen sehr theoretischen Punkt handelt. Nach 3. Mose 15,16-18 war das die Ursache für eine „eintägige“ Unreinheit [sogar für die Frau, die neben diesem Mann schlief]. Die Erwähnung des Samenergusses in der Bibel zeugt davon, dass es sich hierbei um etwas Natürliches handelt, was nicht verhindert werden muss. Vermutlich war dieses Problem damals noch nicht vorhanden, da es keine ständige Konfrontation mit sexuellen Themen gab, wie wir das heute kennen.

Bei Fall 2 wird die Stimulation zunächst von außen, d.h. ohne eigenes Tun ausgelöst. Es handelt sich dabei um ein Problem unserer heutigen Tage. Wir leben in einer Zeit drastischer Reizüberflutung. Dem kann sich ein Christ nicht entziehen. Da hier vor allem Männer betroffen sind, ein kurzes Wort an Frauen: Männer reagieren fast automatisch, das heißt ohne Willen auf Reizsignale, die auf sexuellem Gebiet ausgesandt werden. Wenn Du Dich also nicht nur attraktiv, sondern vielleicht noch aufreizend kleidest oder bewegst, dann bist Du der Anlass für eine sexuelle Erregung und häufig unmoralische Gedanken von Männern. Überlege Dir daher bitte sehr genau, wie Du auftrittst.

Wie ist nun die Selbstbefriedigung in einem solchen Fall zu beurteilen? Wir wollen klar sehen: Bis zu dem Zeitpunkt der Stimulation kann man nichts dafür. Natürlich werde ich meine Blicke im Zaum halten müssen, um nicht fahrlässig zu handeln. Aber nun beginnt mein Verantwortungsbereich. Wie reagiere ich? Damit kommen wir zum Kernproblem der Selbstbefriedigung. Ich befriedige meine eigene Begierde, die in mir aufsteigt. Im Prinzip ist das nichts anderes als mein eigenes Ich. Soll ich nun als Christ mein eigenes Ich suchen? Bestimmt nicht! Wenn ich mich aber befriedige, stehe ich selbst im Mittelpunkt und das steht im Widerspruch zur Bibel. 2. Timotheus 3,2 spricht in tadelnder Weise von eigenliebenden Menschen und Römer 13,14 warnt uns vor der Vorsorge für das Fleisch, seine Lüste zu erfüllen. Daraus wird ganz deutlich, dass die Selbstbefriedigung Sünde ist. Dazu an dieser Stelle drei kurze Hilfestellungen der Schrift:

  1. Sprüche 4,23: „Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens“. Wenn in Deinem Herzen - aufgrund sexueller Stimulation - ungöttliche Gedanken aufkommen: Bekenne und richte sofort, sonst folgt die Vollendung der Tat auf dem Fuß. Nimm als warnendes Beispiel Eva. Sie sah, dass die Frucht gut war, und nahm. Wenn Du es siehst, dann sprich sofort mit Deinem Herrn darüber - dann wirst Du rein bleiben. Beobachte Dein Herz kritisch - es kann Dich leicht hintergehen und der Schaden ist häufig immens.
  2. Fliehe! Wie Joseph vor der Frau des Potiphar floh, hilft Dir häufig nur ein Fliehen. Manchmal örtlich, immer in Deinen Gedanken und in Deinem Herzen. Nimm solche Dinge nie auf die leichte Schulter. Sonst wirst Du unterliegen.
  3. Jakobus 1,15: Begierde - Sünde - Tod. Hieran wird klar: Nicht die Begierde ist Sünde. Aber die Begierde führt zur Sünde. Du kannst nichts dafür, wenn sich ein Vogel auf Deinen Kopf setzt. Wenn er aber dort nistet, ist es Deine Verantwortung. Wenn Du falsche und schlechte Gedanken nicht vertreibst, wirst Du sündigen.

Beim dritten Fall kommt nun hinzu, dass der Auslöser der sexuellen Erregung bereits bei der Person selbst liegt. Daran wird klar, dass eine darauf basierende Selbstbefriedigung Sünde ist. Dabei möchte ich bemerken, dass es sich hierbei wohl um die häufigste Ursache von Selbstbefriedigung handelt. Daher: Meide derartige Situationen und Gedankenspiele! Kaufe Dir nie solche Literatur oder sogar Pornos. Du wirst immer unterliegen.

Ähnliches trifft auf den vierten Fall zu. Schon David (2. Samuel 11) musste erleben, dass Müßiggang mit Gefahren verbunden ist. Bei ihm führte es zu der Sünde des Ehebruchs mit Bathseba. Es ist zu befürchten, dass Zeit, in der junge Menschen nichts zu tun haben, sehr leicht zu einem ähnlichen Angriffspfeil in den Händen des Teufels werden kann, so dass unmoralische Gedanken im Herzen und vor den Blicken entstehen können. Nicht von ungefähr warnt daher auch der weise Salomo im Buch der Sprüche vor der Faulheit.

Bei 5) und 6) führen emotionale Empfindungen dazu, dass man sich selbst befriedigt. Zwar geht es hierbei nicht allein um eine Lusterfahrung. Dennoch ist ein solches Verhalten nicht biblisch. Philipper 4,6 sagt uns, dass wir um nichts besorgt sein sollen, sondern beten dürfen. Zweifellos ist das eine bessere, weil göttliche Lösung von Problemen. Gerade weil ich mich durch die Selbstbefriedigung selbst bemitleide, stelle ich wieder mein eigenes Ich in den Mittelpunkt, nicht Christus.

Die Bibel und Selbstbefriedigung

Nach diesen Bemerkungen stellt sich nun die Frage, wie ich der Selbstbefriedigung begegne bzw. entgegen wirke. Dazu gibt es kein Patentrezept! Aber es gibt die Bibel, die uns hilft. Was sagt sie nun zu diesem Thema? Fast nichts Konkretes. Und das ist gut so! Warum? Weil die Bibel kein Gesetzbuch für uns darstellt, bei dem ich zu jedem Stichwort nur Seite x aufschlagen muss. Vielmehr gibt uns die Heilige Schrift moralische Prinzipien, die uns klar machen, was Gottes Wille ist.

Einen Hinweis finden wir in Römer 1,24. Genau genommen bezieht sich diese Stelle auf homosexuelle Menschen. Dennoch wirft sie ein moralisches Licht auf unser Problem. „Darum hat Gott sie dahingegeben in den Begierden ihrer Herzen zur Unreinigkeit, ihre Körper untereinander zu schänden“. Wir finden hier zwei Hinweise:

  1. Begierden des Herzens können zu einer Sucht führen, die Unreinigkeit und damit Sünde erzeugt. Genau das ist bei der Selbstbefriedigung häufig zu beobachten. Nach einer gewissen Zeit führt sie zu einer echten Sucht oder Droge. Man kann ohne sie nicht mehr leben oder einschlafen.
  2. Die Sexualität ist für die Ehe gegeben. Jedes anderweitige "Anwenden" (Homosexualität, Geschlechtsverkehr mit Freund/Freundin und Selbstbefriedigung) ist im Blick auf die biblischen Normen und das Geschenk Gottes, die Sexualität in der Ehe auszuleben, ein "abnormer" Gebrauch der Sexualität. [Zweifellos sind die ersten beiden Taten noch schlimmer als Selbstbefriedigung.]

Worin liegt nun häufig das eigentliche Problem, das zur Selbstbefriedigung führt? Römer 6-8 gibt dazu Aufschluss. Ich halte mich der Sünde nicht für tot, für Christus aber lebend (6,11), sondern das, was ich nicht will, tue ich (7,15) und empfinde dabei letztlich Ekel und Abscheu vor mir selbst. Nach einer solchen Tat der Selbstbefriedigung fühlt man sich schuldbewusst und betet leicht oberflächlich und kurz um Vergebung und Hilfe zu Gott, ohne das Problem bei der Wurzel zu erfassen: die Sünde, die das ihrige, das Ich, sucht. Hat sie sich durchgesetzt, bleibt ein bitterer Nachgeschmack. Dadurch kann die Selbstbefriedigung zu einer Krankheit, einer Sucht werden (vgl. Raucher). Manchmal schafft man es zwar, mit großer Selbstdisziplin eine begrenzte Zeit loszukommen, danach schlagen der Drang und die Sucht aber umso heftiger durch.

Ein Lösungsvorschlag

Wie werde ich frei, komme davon los? Zunächst einmal durch Bekenntnis. Und zwar in einem „nüchternen“ Zustand. Damit zeige ich dem Herrn, dass ich anerkenne, allein mit diesem Problem nicht fertig zu werden. Praktisch erlebe ich, dass mein Fleisch, das aus dem alten Menschen hervorgekommen ist, nichts anderes als sündigen kann (7,25). Zugleich erkenne ich, dass ich als Gläubiger nicht mehr unter der Macht der Sünde stehe (8,2). Ich kann zwar noch sündigen, ich muss es aber nicht mehr, denn ich besitze den Heiligen Geist (8,9). Dieser bewirkt Gottseligkeit in mir, das heißt, ich freue mich darüber, Gott zu gefallen.

Kommt das Verlangen, die Begierde: Jetzt kann ich daran denken, dass ich es nicht mehr tun muss - früher konnte ich gar nicht anders. Gott will sogar, dass ich gerade jetzt Ihm wohlgefällig bin. Ich bitte Ihn um Hilfe und Gnade: Und ich werde mich nicht selbstbefriedigen müssen. Ich lebe nicht mehr nach dem Prinzip des Fleisches, sondern ich unterbinde die Aktivität des Körpers (8,13) und werde buchstäblich das neue Leben in mir entdecken, spüren und entfalten. Dann werde ich auf die Knie gehen und Gott danken, dass Er mir geholfen und Kraft gegeben hat, dem Bösen zu widerstehen und Gutes zu tun.

Diejenigen von uns, die Eltern sind, tragen im Übrigen eine besondere Verantwortung, ihre Kinder auf eine biblische, verständnisvolle aber auch nachhaltige Weise von dem biblischen Maßstab zu überzeugen. Es ist sicher nicht leicht, dafür den richtigen Zeitpunkt und die rechte Art zu finden. Wenn wir jedoch unsere Kinder auch in dieser Sache auf den richtigen Weg führen wollen, dann dürfen wir nicht schweigen. Der Herr wird uns dabei zur Seite stehen.

Die Würde unseres Körpers

Wir wollen nüchtern bleiben: Wir werden nicht immer Überwinder sein. Aber wir werden uns immer an den Herrn wenden können, damit Er uns hilft. Und wir werden „Vorsorgemaßnahmen“ ergreifen. Wir werden uns von gefährlichen Orten fernhalten. Wir werden keine unmoralische Literatur kaufen oder lesen oder uns in ihre Nähe wagen. Wir werden in einsamen Momenten zu unseren Eltern oder zu Gläubigen gehen. Schließlich werden wir immer um Bewahrung vor der Selbstbefriedigung bitten. Wenn wir dies tun und wenn notwendig, fliehen, hilft uns der Herr. Lasst uns bedenken, dass unser Körper der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in uns wohnt (1. Korinther 6,19). Das gibt unsrem Körper eine Würde, die wir nicht durch falsche Taten vernichten wollen. Das gilt übrigens für die Zeit vor der Ehe genauso wie für die eheliche Zeit. Hier haben Ehepartner eine besondere Verantwortung füreinander. Nicht zuletzt aus diesem Grund finden wir in 1. Korinther 7,5 die Aufforderung an Eheleute, sich nicht einander zu entziehen. Auch hier ist viel Weisheit und Einfühlungsvermögen gefordert.

Wir halten zum Schluss noch einmal fest: Es gibt für die Selbstbefriedigung kein Patentrezept! Wir wollen dieses Problem auch nicht überdramatisieren. Wenn wir jedoch damit zu tun haben, dann besitzen wir einen Herrn im Himmel, der sich für uns verwendet und den wir immer in Anspruch nehmen dürfen. Er ist immer für Dich da! Lasst uns daher zu Ihm beten, dann werden wir Hilfe bekommen.